Hoffnung aus der Natur: Wie ein Pflanzenalkaloid Insulinresistenz und Übergewicht bremst
Insulinresistenz und Fettleibigkeit sind zwei entscheidende Faktoren des metabolischen Syndroms und bilden die Grundlage für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und vielen Folgeerkrankungen. Moderne Forschung rückt zunehmend pflanzliche Naturstoffe in den Fokus, die gezielt in zelluläre Signalwege eingreifen können. Ein vielversprechendes Beispiel ist Evodiamin – ein Alkaloid aus den Früchten des Evodia-Baumes, das in aktuellen Studien erstaunliche Effekte bei übergewichtigen und diabetischen Mäusen zeigte.
Gemeinsame Proteine in beiden Ablagerungen
• Beta-Amyloid (Aβ):
• In beiden Erkrankungen wurden Beta-Amyloid-Peptide nachgewiesen.
• Dies legt eine mögliche gemeinsame pathophysiologische Rolle nahe, insbesondere im
Evodiamin wird aus den Früchten von Evodia rutaecarpa gewonnen, einem in Ostasien beheimateten Baum, der in der traditionellen chinesischen Medizin für seine vielfältigen Wirkungen bekannt ist. Neuere pharmakologische Studien zeigen, dass Evodiamin nicht nur entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt, sondern auch eine überraschend starke Wirkung auf Stoffwechselprozesse entfalten kann.
Im Kontext von Übergewicht und Diabetes spielt das weiße Fettgewebe eine Schlüsselrolle. Eine zentrale Ursache für Insulinresistenz bei Adipösen ist die Überaktivierung des sogenannten mTOR-S6K-Signalwegs. Dieser zelluläre Kommunikationsweg fördert die Fehlschaltung der Insulinsignalkaskade, indem er die Serinphosphorylierung des Insulinrezeptor-Substrats IRS1 verstärkt. Das führt dazu, dass die gesunde Insulinsignal-Weiterleitung blockiert wird – die Zelle reagiert also immer weniger auf Insulin.
Die im Artikel beschriebenen tierexperimentellen Studien zeigen, dass Evodiamin gezielt diese molekularen Fehlregulationen korrigieren kann. Mäuse, die mit Evodiamin behandelt wurden, nahmen langsamer an Körpergewicht und Fettmasse zu als unbehandelte Kontrolltiere – trotz unveränderter Ernährung. Besonders eindrucksvoll: Die Insulinempfindlichkeit der Tiere war deutlich verbessert, ebenso die Glukosetoleranz.
Laboranalysen zeigten, dass Evodiamin die Aktivierung von mTOR und S6K im Fettgewebe hemmt und dadurch die entscheidende Serinphosphorylierung von IRS1 reduziert. Die Folge ist eine Wiederherstellung einer geordneteren Insulinsignalkette in den Adipozyten – die Zellen sprechen wieder besser auf Insulin an.
Als weiteren wichtigen Mechanismus fanden die Forscher, dass Evodiamin die AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) aktiviert. AMPK gilt als eine Art „zellulärer Energiesensor“, der den Fettabbau fördert, den Zuckerstoffwechsel reguliert und den mTOR-Signalweg direkt hemmen kann. Diese Aktivierung verstärkt die metabolisch günstigen Effekte von Evodiamin deutlich und positioniert die Substanz als Dualmodulator verschiedener Stoffwechselwege.
Die Studie zeigt im Mausmodell eine deutliche Rückbildung der Insulinresistenz und der Glukoseintoleranz unter Evodiamin. Besonders relevant ist, dass die Wirkung sowohl direkt an isolierten Fettzellen als auch im gesamten Organismus sichtbar war. Auch die Marker für die Insulinwirkung verbesserten sich, ohne dass es zu Nebenwirkungen wie Unterzuckerungen kam.
Diese Erkenntnisse rücken Evodiamin als vielversprechenden Kandidaten für die zukünftige Behandlung von Insulinresistenz und Adipositas-bedingtem Diabetes in den Blickpunkt. Entscheidend bleibt jedoch, ob sich diese Effekte auch in Humanstudien bestätigen lassen und welche Dosen langfristig sicher und wirksam sind. Die Doppelinhibition von mTOR-S6K und IRS1-Serinphosphorylierung – kombiniert mit einer Aktivierung von AMPK – stellt jedenfalls eine äußerst interessante Strategie zur Modulation des Stoffwechsels dar.
Evodiamin zeigt im Tiermodell ein bemerkenswertes Potenzial, die Insulinsignalübertragung bei Fettleibigkeit gezielt zu verbessern und den Zuckerstoffwechsel positiv zu beeinflussen. Die gleichzeitige Hemmung des mTOR-Signalwegs und Aktivierung von AMPK im Fettgewebe könnte einen neuen therapeutischen Ansatz eröffnen – sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Diabetes und Adipositas.
Wang T, Kusudo T, et al. „Evodiamine inhibits insulin-stimulated mTOR-S6K activation and IRS1 serine phosphorylation in adipocytes and improves glucose tolerance in obese/diabetic mice.“ PLoS One. 2013;8(12):e83264. doi: 10.1371/journal.pone.0083264.
Chen X, et al. „Serum untargeted metabolomics analysis of the mechanisms of evodiamine in alleviating insulin resistance in type 2 diabetic rats.“ 2022, PubMed-ID: 35635367.